Die nächste Android-Version (4.4) soll ja bekanntlich den Namen Android KitKat tragen. Damit geht Google auch eine Partnerschaft mit dem Konzern hinter dem Schokoriegel ein und das ist in diesem Falle kein geringerer als Nestlé. Doch auch wenn die Süßigkeiten und andere Waren, die der Konzern weltweit vertreibt beliebt sind, gibt es zahlreiche kritische Stimmen zu dieser Zusammenarbeit.Android-KitKat

Nestlé ist einer der größten Konzerne der Welt und sogar der größte im Bereich Nahrungsmittel. Viele alltägliche Nahrungsmittel entstammen diesem Konzern – auch wenn der Name Nestlé nicht immer groß auf der Verpackung prankt. So stammen beispielsweise auch Produkte der Marken Maggi, Thomy oder Wagner Pizza von Nestle.

 

Kritik an Nestlé

Doch Nestlé ist schon seit langer Zeit nicht unumstritten. Schon in den 70er und 80er Jahren des 20sten Jahrhunderts produzierte Nestlé den ersten Skandal. Es ging dabei um die Vermarktung von Baby Nahrung in Entwicklungsländern. Der Konzern setzte dabei aggressive Verkaufsmethoden ein. So gaben als Krankenschwestern verkleidete Mitarbeiterinnen Milchpulver an stillende Mütter ab. Was erstmal als nette Geste von Nestlé angesehen werden kann, entpuppt sich als perfide Marketingstrategie. Wegen der Entwöhnung konnten diese Mütter nicht mehr stillen und waren fortan von Nestlé abhängig. Das Milchpulver war aber teilweise nicht bezahlbar von den Müttern, außerdem wurde das Milchpulver oft mit dreckigem und verunreinigtem Wasser angemischt. Dadurch starben viele Säuglinge an Krankheiten und Unterernährung. Erst 1984 erklärte sich Nestlé dazu bereit, den 1981 von WHO und UNICEF verabschiedeten verabschiedeten Internationalen Kodex für die Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten einzuhalten.

Ein weiterer Kritikpunkt an Nestlé ist die Verwendung gentechnisch veränderter Inhaltsstoffe in ihren Schokoriegeln. So war auch in Deutschland ein Schokoriegel namens „Butterfinger“ im Handel, der gentechnisch veränderte Bestandteile enthielt. Erst 1999 wurde dieser nach heftiger Kritik von Greenpeace und der deutschen Bevölkerung vom Markt genommen. Hier zeigt sich auch die Macht der Verbraucher, die durch einfache Kaufenthaltung auch einen weltweit agierenden Konzern zur Abkehr von einem Produkt bewegen können.

Ebenfalls kritisiert wird Nestlé wegen Kinderarbeit und unfairem Handel. Im größten Kakaoexportland, der Elfenbeinküste, werden ca. 12000 Kindersklaven auf Kakaoplantagen ausgebeutet. Nestlé und anderen Unternehmen in der Schokoladen-/Kakaobranche wird dabei vorgeworfen, zu wenig zur Verbesserung dieser menschenverachtenden Zustände zu tun. Nach massiven Verbraucherbeschwerden in Großbritannien, hat sich Nestlé 2010 entschieden, den bekannten KitKat-Riegel auf diesem Markt nur noch mit fair gehandelten Kakao zu vertreiben. In Deutschland hingegen wird weiterhin der unfair gehandelte Kakao eingesetzt. Ein Verbraucherboykott könnte auch hier helfen, allerdings scheint das gerade im Zusammenhang mit der Kooperation mit Google und damit verbundener Gewinnspiele als noch unwahrscheinlicher als zuvor. Bei der Aussicht auf ein paar Euro Google-Play-Guthaben greifen viele Verbraucher nun wohl noch öfters als zuvor zu dem Schokoriegel. Dass daran unter umständen Kinderblut klebt kümmert die wenigsten.

Nicht nur beim Kakaohandel, auch beim Kaffeehandel wird dem Konzern vorgeworfen, auf maximalen Gewinn ohne Beachtung der Arbeitsbedingungen auf den Plantagen aus zu sein.  Im September 2011 startete die NGO Solidar Suisse eine Kampagne, in der sie die Nestle-Marke Nespresso dazu aufforderte, fair gehandelten Kaffee anzubieten. Die Kampagne wurde auch durch ein YouTube-Video der Öffentlichkeit näher gebracht, welches ich euch natürlich nicht vorenthalten möchte:

Auch bei Tierschützern ist der Konzern Nestlé unbeliebt. Das liegt vor allem an den Tierversuchen, die für den Eistee „Nestea“ durchgeführt werden. Mäuse und Ratten werden dabei als Versuchsobjekte genutzt und „nach Gebrauch“ enthauptet. Dabei sind derartige Versuche weder vorgeschrieben, noch können sie nach Angaben von amerikanischen und europäischen Aufsichtsbehörden gesundheitsfördernde Eigenschaften eines Getränks ausreichend belegen. Warum diese dennoch durchgeführt werden, bleibt schleierhaft.

Ein weiterer Kritikpunkt an Nestlé ist die Regenwaldzerstörung, die mit der Palmölgewinnung einher geht. So bezog Nestlé lange zeit das verwendete Palmöl für Kekse und Schokolade von der Sinar Mas Group, die bekannt dafür ist, Palmölplantagen auf illegal gerodetem Regenwald in Indonesien zu errichten. 2010 hat sich Nestlé  (nach massiver Kritik durch Greenpeace in der sog. Kitkat-Kampagne) verpflichtet, zukünftig kein Palmöl aus Urwaldzerstörung mehr bei seinen Lieferanten zu dulden.

Mittlerweile macht Nestlé auch mit dem Grundnahrungsmittel Wasser Geschäfte. Das geschieht auch wieder auf eine Art und Weise, die man nicht für gut heißen kann. Nestlé geht dabei in einer ähnlichen Art und Weise vor, wie bei Aktion mit dem Milchpulver. Der Konzern gibt sich nach außen wieder als Saubermann, der der armen Bevölkerung in Entwicklungsländern helfen will, indem Wasser aufbereitet wird und das saubere Wasser an die Bevölkerung verkauft wird. In Wahrheit allerdings nimmt Nestlé fast kostenlos das verfügbare Grundwasser weg, füllt es in Plastikflaschen und verkauft es dann mit hohem Gewinn an den wohlhabenden Teil der Bevölkerung. Der Grundwasserspiegel sinkt dadurch immer weiter und der Zugang zu sauberem Wasser wird für die Bevölkerung immer schwerer. Es gibt mittlerweile auch Dokumentarfilme über diese Vorgehensweise: Der 2009 erschienene Film „Abgefüllt“ und der 2012 erschienene Film „Bottled Life – Nestlés Geschäfte mit dem Wasser“ gehen genauer auf dieses Thema ein. Auch die ARD hat darüber einen Beitrag veröffentlicht:

Den letzten Skandal von Nestlé in Deutschland gab es erst dieses Jahr, als bei Produkten der Tochterfirma Buitoni Pferdefleisch nachgewiesen wurde. Die Ware wurde darauf freiwillig vom Markt genommen.

 

Verbindung von Google und Nestlé

Was trieb also Google dazu, sich mit einem solchen Konzern zu verbrüdern? Google ist ja eigentlich dafür bekannt, „grüne Energie“ zu verwenden und in den eigenen Kantinen gesundes Essen kostenlos zur Verfügung zu stellen. Auch ist Google´s Motto ja bekanntlich „Don´t be evil“ – das passt zu so einer Partnerschaft natürlich ganz und gar nicht. Wenigstens Bedingungen seitens Google an den Nahrungsmittelkonzern wären angebracht gewesen – dass z.B. nur fair gehandelte Kakao in den Schokoriegeln eingesetzt wird. Die Macht dazu hätte Google mit Sicherheit gehabt – warum sie also nicht einsetzen? Dass die für den Deal mit Nestlé Verantwortlichen bei Google von den Kritikpunkten an ihrem Kooperationspartner nichts wussten ist sehr unwahrscheinlich.

Es liegt also wiederum am Verbraucher, der dieses mal sogar an zwei Firmen Kritik äußern kann – Google und Nestlé. Es wäre wünschenswert, dass möglichst wenig von den Riegeln gekauft werden, dass auch Google einsieht, dass der Marketingeffekt nicht so groß ist, wie erwartet und durchaus auch auf Widerstand stößt. Auch ist es angebracht, etwaig uninformierte Mitmenschen auf die Praxis von Nestlé hinzuweißen. Vielleicht hilft auch das dabei, den einen oder anderen Euro weniger in die Kassen von Nestlé zu spülen. Und auch Google wird davon Wind bekommen, dass die Kooperation nicht nur dankbar angenommen wird, sondern auch auf fundierte Kritik stoßt. Vielleicht wählt man ja dann nächstes mal wieder einen neutraleren Namen für die Android-Version und geht keinen Pakt mit dem sprichwörtlichen Teufel ein.

Ich möchte Google hier nur noch einmal an ihr eigenes Motto erinnern: Don´t be evil!